Textverständlichkeit im Trend

Es ist kein Zufall, dass Banken und Versicherungen ihre Bedingungen verbessern und Ihren Kunden Produktinformationsblätter an die Hand geben. Das Zauberwort heißt Transparenz. Nach dem Finanzmarkt-Debakel von 2008 und in der aktuellen Euro-Krise sollen Finanzprodukte laienverständlich werden und verloren gegangenes Vertrauen wiedergewinnen. Darin stimmen Politik, Verbraucherschützer und Rechtsprechung überein. So bestimmt der § 307 des Bürgerlichen Gesetzbuchs: „Bestimmungen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind unwirksam, wenn sie den Vertragspartner des Verwenders entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligen. Eine unangemessene Benachteiligung kann sich auch daraus ergeben, dass die Bestimmung nicht klar und verständlich ist.”

Aber es geht nicht nur um Finanzmarktprodukte. Die Verständlichkeit von Sprache ist ein gesamtgesellschaftlicher Trend. Allein in den letzten Wochen sind in den Medien mindestens 42 Artikel zu unserem Thema erschienen.

Da verlangt die Piratenpartei im Zusammenhang mit einem Entwurf für eine europaweite Datenschutzverordnung: “Dies darf aber nicht in den bekannten unendlich langen, in Juristendeutsch verfassten AGB-Erklärungen erfolgen, sondern in einer für jedermann verständlichen Sprache.”

Wissen Sie, was eine “mäßig lumbosacral betonte Spondylarthrose” ist? Auf der Online-Plattform “www.washabich.de” erklären jetzt Medizin-Studierende solche Diagnosen in verständlicher Sprache.

Die Firma Rheingewinn vergibt seit dem 15. November ein “Seniorengerecht-Siegel” für Supermärkte und Online-Shops. Kriterien sind u.a. Produktausschilderungen und Preisangaben “in gut lesbarer Schriftgröße und verständlicher Sprache”.

Und die Europäische Union?  Das Straßburger Parlament hat einen Richtlinien-Entwurf der SPD-Abgeordneten Birgit Sippel angenommen, nach dem Polizeibeamte und Staatsanwälte festgenommene Personen in einer ihnen “verständlichen, einfachen Sprache” über ihre Rechte aufklären müssen.”

Fazit: Der Fortschritt in Sachen “verständliche Sprache” ist am Ende des Jahres 2011 unübersehbar, und er wird inzwischen von einem gesellschaftlichen Mainstream getragen.

lingua@MEDIA wünscht allen Kunden und Mitstreitern frohe Weihnachten und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2012.